Traumzeit

Zu Goethes Zeiten wäre unsere Geschichte ganz anders verlaufen. Wir hätten uns romantische Liebesbriefe geschrieben, die durch einen Boten, vorzugsweise einem berittenen, wegen der größeren Geschwindigkeit, zugestellt worden wären. Heute heißen diese merkurischen Postillen Telefonat, SMS und e-Mail, und spediert werden sie sekundenschnell via Festnetz, Mobilfunk und Internet. Der Götterbote selbst muss vom Olymp ins virtuelle Medienexil umgestiegen sein.
Ich rufe also ganz unromantisch, wiewohl mit Herzklopfen, die Nummer an, die mir Alexander auf der Party heimlich in die Manteltasche geschoben hat. Ja, ich, denn frau ist heutzutage nicht zickig, wenn es darum geht, die Initiative zu ergreifen. Außerdem habe ich seine, er aber nicht meine Telefonnummer. Was wir auf der Stelle ändern. Jetzt erst werde ich mir seiner Stimme bewusst, wahrscheinlich, weil man am Telefon ganz Ohr ist und nicht durch andere Sinne abgelenkt. Eine Stimme, die angenehm vibriert, die die Sätze auf äußerst erotische Weise intoniert, die Worte sorgfältig setzt, eine Stimme, die Vertrauen erweckt und die man lächeln hört, kurz, eine professionelle, eine geschulte Stimme. Ich beherrsche mich, um nicht wie ein hypnotisiertes Kaninchen ins Leere zu starren, obwohl es ja niemand sehen würde, schüttle das Übermaß an Faszination energisch ab und bemühe mich im Gegenzug, meine Stimme verführerisch zu senken. Zielstrebig wird ein Termin avisiert, wie es unter Geschäftsleuten üblich ist. Donnerstag nächster Woche. Um neun Uhr. Zum Frühstück.
Eine ganze Woche noch! Eine Ewigkeit! Vor lauter Geflatter in meinem Bauch kann ich in der folgenden Nacht kein Auge zutun; am andern Morgen und am Abend vor dem Zubettgehen fügen zärtlich-anmachende Handy-Botschaften noch ein paar Schmetterlinge hinzu. Täglich mindestens zweimal schicken wir uns eine Ich-denke-an-dich-SMS, was schon nach drei Tagen regelmäßigen und damit rituellen Charakter annimmt. Dazwischen telefonieren wir, je nach Größe der jeweiligen Zeitblase im Arbeitskontinuum, fünf bis fünfundsechzig Minuten pro Tag. Man will ja nicht „fremd“ gehen, sondern sich vorher ein bisschen bekannt machen. Was uns verblüffend gut gelingt: „… und staune über die Nähe unseres gestrigen Gesprächs“, schreibt Alexander per SMS, als der Tag, an dem wir uns kennengelernt haben, gerade eine Woche zurückliegt. In dieser Nacht feiern wir eine erste Orgie, wenn man das so nennen will: Wir SMSen über eine Stunde lang.
Schlaflos und leicht schwebend von den Schmetterlingen in meinem Bauch verdöse ich die Nacht und warte auf den Tag … den Tag x, den Tag 1 der neuen Zeitrechnung, den Tag, an dem Alexander mich zum ersten Mal besucht. Um neun Uhr morgens zum Frühstück. Eine so seltsam terminierte erste Verabredung hatte ich noch nie. Was ist es, das diesen faszinierenden Mann zu mir zieht? Welche Erwartungen hegt er? Wie stellt er sich den Tag vor? Wie wird er sich verhalten? Ist er offen oder verschlossen, leidenschaftlich oder kühl, raffiniert oder harmlos, eilig oder gelassen, distanziert oder innig? Während ich mich anziehe, gehen mir die unterschiedlichsten Szenen wie schnell gezappte Dias durch den Kopf. Ob ihm mein Schnürmieder aus chinesischer Brokatseide, schwarz mit goldenen Drachen, gefallen wird? Es ist bestimmt eines der außergewöhnlichsten Kleidungsstücke, die ich besitze. Sehr mühsam, es hinter dem eigenen Rücken zu schnüren, man bräuchte eine Zofe. Goethes Geliebte hatten bestimmt eine. Aber mit etwas Geduld schaffe ich es auch allein, bekomme ein paar rote Bäckchen von der Mühe, kann mir das Rouge sparen. Mein Spiegelbild erinnert mich an die Gemälde von Toulouse-Lautrec, wahrscheinlich wegen der schwarzen Strümpfe und dem halbangezogen-hurenhaften Zustand.
Jetzt kommt die Frage der Fragen, die ich mir seit Stunden stelle: Ziehe ich ein Höschen an, ja oder nein? Nur Strümpfe und Mieder könnte vielleicht das Hurenhafte überbetonen. Auf der anderen Seite: Der Zweck seines Besuches ist klar, also bitte keine falsche Scham. Wir wollen uns doch nichts vormachen. Aber wiederum: Auch mit Höschen ist der Aufzug sexy genug, außergewöhnlich genug. Ich gestehe, ich habe den Ehrgeiz, einen unauslöschlichen Eindruck zu machen. Erotisch, reif, erfahren. Das bin ich alles, wo also sollte ein Problem liegen? Warum klopft mein Herz wie bei einem aufgeregten Teenager? – Ich entscheide mich für das Höschen. Und dafür, die Sache möglichst langsam anlaufen zu lassen. Vielleicht fällt uns ja nichts ein, das wir miteinander tun könnten. Und wenn wir dann unser Pulver schon bis elf Uhr oder gar früher verschossen haben, wie bringen wir die restliche Zeit herum? Bis fünfzehn Uhr? Da muss er gehen, um einen (anderen) geschäftlichen Termin wahrzunehmen.
Ich muss über meine Befürchtungen lachen. Wir hatten seit der Party-Nacht jeden Tag Kontakt, per Telefon, per SMS, per e-Mail, wir haben uns verbal-erotisch aufgeheizt, waren nie um Worte verlegen, warum sollte es mit Taten anders sein? Ich atme tief, soweit dies das Mieder zulässt, stelle die Gedanken ab und die Lampen an. Die Jalousien bleiben unten, ich möchte Schummerlicht, probiere so lange die eine oder andere Lichtquelle, bis ich zufrieden bin. Im Wohnzimmer fünf Kerzen, im Schlafzimmer drei, im Bad eine. Ich versuche, meine Wohnung mit seinen Augen zu sehen. Tolerabel, urteile ich. Durchaus tauglich als Liebesnest.
Das Bett ist frisch bezogen, mit blauem, sternchengemusterten Stoff, Symbol für den Himmel, den ich darin zu finden hoffe. Ich habe sogar eine neue Decke und neue Bezüge gekauft, die alten Sachen waren so erinnerungsanrüchig … Ja, dieser Traummann ist mir eine Menge wert. Ach, eigentlich bin ich verrückt, mich Hals über Kopf in eine neue Geschichte zu stürzen. Aber vielleicht werden wir es ja bei heute belassen, vielleicht wird gar keine Geschichte daraus, vielleicht ist es nur eine Art one-day-stand …
Als Alexander endlich da ist und wir uns küssen wie zwei Verdurstende nach einem elftägigen Wüstenmarsch (lachhafte elf Tage haben wir auf diese Küsse warten müssen, zu Goethes Zeiten wären es wahrscheinlich elf Monate gewesen), weiß ich, es ist kein one-day-stand, zumindest, wenn es nach mir geht. Alexander hat Champagner mitgebracht, ich habe auch welchen im Kühlschrank, ich nehme an dieser Stelle vorweg, dass um fünfzehn Uhr beide Flaschen leer sind. Unser Küssen fühlt sich so an, als ob wir es den ganzen Tag tun könnten, wir finden kaum eine Sollbruchstelle, es zu unterbrechen, erst recht keinen Grund. Doch, der Champagner muss getrunken werden, ehe er warm wird. Nicht der schlechteste Grund. Und dann habe ich mir ja Verzögerung vorgenommen. Also wird zunächst gefrühstückt, in aller Ruhe. Alexander lässt es sich wirklich schmecken, ich zerkrümle mein Brötchen, bin zu hungrig um Brötchen essen zu wollen, zu hungrig auf lebendiges Fleisch. Wie wir nach dem Frühstück den passenden Übergang ins Schlafzimmer gefunden haben? Küssend.
„Ich will deine Haut spüren“, sagt Alexander, während er einhändig ungeduldig mein Mieder aufnestelt und auf einen Sessel schleudert. Seine Küsse rutschen ab zu meinem Hals und meinem Nacken, wo er sich festbeißt bis ich mich ergebe, bis meine Knie nachgeben und ich fast aus den hohen Schuhen kippe.
„Keine Angst, ich halte dich schon“, lacht er und fängt mich auf, nur um mich statt auf den Fußboden auf das Bett fallen zu lassen. Und staunt: „Du bist ja schon ganz nass.“
Wir liegen also auf dem Himmelsbett, und ich versuche, nicht allzu gierig auf Alexanders göttliches, ehrfurchtgebietendes Gemächt zu starren, versuche, meine Hände überallhin auf seiner schön weichen Haut wandern zu lassen, um nicht wie eine Besessene sein Steuergerät mit beiden Händen zu packen und uns damit auf die nächstbeste Wolke zu dirigieren. Ganz unmerklich übernimmt Alexander die Regie; ich gebe mich passivem Genuss hin. Er scheint vom Frühstück nur wenig gesättigt zu sein und macht sich daran, mich zu essen und zu trinken. Er tut es zart und doch intensiv, saugend, knabbernd, leckend, züngelnd, beißend. Ich fühle meine Auster und ihre Perle anschwellen und sich einschleimen, ich fließe von einem Orgasmus in den anderen, lasse mich empor tragen und fallen, lasse mich gehen als hätte ich nichts zu verlieren, habe ja auch nichts zu verlieren (außer mir selbst), kann nur gewinnen. Heute Lust und Leidenschaft und darüber hinaus vielleicht die Liebe dieses Mannes. Sichtlich fühlt er sich wohl bei mir, mit mir, in mir. Ich suche seinen Blick, wir starren uns in die Augen, während unsere Leiber sich rhythmisch gegeneinander drängen, es ist wie das berühmte biblische Erkennen …
Alexander legt sich bequem zurück um sich von seinem Himmelssturz zu erholen, er sieht glücklich und entspannt aus, ich studiere sorgfältig sein Gesicht. Ich lege mich zwischen seine geöffneten Beine, mit dem Kopf auf seinen Schenkel gebettet, lasse meine Zunge spazieren gehen, lasse sie spielen mit seinem kurzfristig erschlafften Phänomen, das dank meines Mundes schnell wieder phänomenal wird. Wir lassen uns viel Zeit für dieses süße Schleckspiel, bevor wir eine zweite Runde starten.
Tief taucht er in mich ein, spaltet den feuchten Rosenkelch, der Tau so üppig abgibt, als wolle er seinem Besucher ein Bad bereiten. Dieser gleitet auf dem schlüpfrigen Pfad aus und ein, angetan von den kleinen Tierlauten, die aus meinem Mund in steigender Lautstärke entweichen. Mein Lustgarten verleitet seinen Gärtner, Abwege zu betreten: Es bedarf nur einer leichten Hebung meines Beckens, den blind grabenden Pflug auf den Weg von der Rose zur Rosette abgleiten zu lassen. Ich fürchte ein wenig, seine gewaltige Größe könnte sie schmerzhaft sprengen, doch unbegründet. Mein Gärtner hat seine Pflugschar durchaus unter Kontrolle. Behutsam und sanft bohrt er ihre Spitze in die Rundung, und erst, als diese bereitwillig nachgibt, bricht er sie vollends und mit ganzer Härte auf, gräbt sich in ihre Tiefe und schwängert sie in einem ekstatischen Taumel mit seinem Samen.
„Was war das?“ fragt er verwundert, als er meine Blüten verlassen hat. „Du bist von einer unbeschreiblichen Leidenschaftlichkeit.“
„Ich habe mich nur fallen lassen, hinein in einen wunderbaren Schwebeflug, und bin mitten in deinem Herzen gelandet.“
„Woher nimmst du das Vertrauen, dich so fallen zu lassen? Wo kommt diese Nähe her, wo wir uns doch kaum kennen?“
„Ich glaube, die Götter sind auf unsrer Seite“, murmle ich, traumtaumelnd meine Nackenbisse reibend, und bilde mir ein, Gott Amor persönlich winkt mir über Alexanders Schulter übermütig lachend zu.
An diesem Tag 1 der Traumzeitrechnung, an dem wir uns zum ersten Mal dem freien Fall in die Schwerelosigkeit überlassen haben, gebe ich Alexander, bevor er sich auf den Weg macht, meinen Wohnungsschlüssel. Den Schlüssel zu meinem Herzen hatte er wohl von Anfang an.

Ein orientalisches Märchen

Nadja stand vor dem Schaufenster eines Teppichgeschäftes. Ein exklusiver Laden, ohne Zweifel. Ein Stück schöner als das andere. Besonders die Gabehs hatten es ihr angetan, traumhafte handgeknüpfte persische Nomadenteppiche in intensiven Farben mit sparsamen Mustern, die vom schlichten Leben ihrer Hersteller erzählten. Leisten konnte sie sich so eine Kostbarkeit in keinem Fall. Ob sie trotzdem mal reingehen sollte? Sie versuchte, mit ihren Blicken bis zum Hintergrund des Geschäftes zu dringen. Ein Mann war dort auszumachen. Ach, vielleicht war er ja ein orientalischer Prinz, der nur darauf wartete, einer blonden deutschen Traumfrau zu begegnen. Schade, dass sie keine Traumfrau war, nur eine etwas versponnene Träumerin. Sie lehnte sich resigniert mit der Schulter gegen das Schaufenster und überließ sich einem ihrer Träume.

„Ich liege im Halbschlaf unter einer Palme in einer Wüstenoase. Ich bin ein junges Mädchen, noch vollkommen unberührt, aber voller romantischer Vorstellungen und unwägbarer Ängste vor dem Leben und den Männern. Plötzlich sehe ich mich von einer Horde vermummter Beduinen umringt, die mich ohne Federlesens in einen Teppich wickeln, auf einem Pferd festbinden und mich entführen. Ich habe die wildesten – aber auch lustvollsten – Befürchtungen, was sie mit mir anstellen werden, während ich auf dem Ritt hilflos durchgeschüttelt werde. Irgendwann werde ich rüde aus dem Teppich gerollt und befinde mich in einem orientalischen Palast. Die Reiter haben mich in einen Harem gebracht und mich dort den Frauen übergeben. Die lachen und scherzen und sind alle bezaubernd schön. Sie beruhigen mich und erklären mir, dass der geheimnisvolle Herrscher des Landes, über den in meiner heimischen Oase Gerüchte umgingen, ohne dass ihn je jemand gesehen hätte, Gerüchte über seine sagenhaften Orgien und seine extremen sexuellen Neigungen, dass dieser Herrscher also mich irgendwann ausgespäht hat, für sich haben wollte und mich einfach hat wegholen lassen.
Die Haremsfrauen baden mich, putzen mich heraus – und plötzlich komme ich mir wirklich begehrenswert vor. Schließlich binden sie mir mit einem Seidentuch die Hände auf den Rücken, mit einem weiteren die Augen zu, legen mich auf ein Bett, machen mir klar, dass ich mich nicht rühren soll und lassen mich allein.
Mein Herz klopft aufgeregt, ich weiß nicht, wie lange ich so gelegen habe, als ich Hände auf mir spüre und einen höchst angenehmen männlichen Duft wahrnehme. Die Hände sind überall, scheinen mich zu testen und zu betasten, werden immer eindringlicher, öffnen meine Beine, Finger dringen in meinen Mund, andere öffnen meine Venuslippen, spielen mit meinen Brüsten, meiner Lustperle – ich werde von einer nie gekannten Wonne erfasst, und als ich denke, an der Schwelle des Paradieses zu stehen, dringt kraftvoll und völlig unvermittelt ein gewaltiger Phallus in mich ein, sprengt mich beinahe, katapultiert mich aber weit übers Paradies hinaus, direkt in den siebten Himmel.“

Aladin langweilte sich. Er hatte eigentlich mit dem Teppichgeschäft seiner Eltern nichts am Hut, obwohl damit ihr und sein Wohlleben ermöglicht wurde. Nun ja, was heißt Wohlleben. Immerhin war er vorerst nur Student. Allerdings – sobald er seine Examina hinter sich haben würde, würde er als Anwalt Karriere machen und dann auf eigenen Füßen stehen. Bis dahin musste er gelegentlich den Laden hüten, wenn seine Eltern verhindert waren. Heute war es ruhig, nur wenige Interessenten waren gekommen. Egal, die eine Stunde bis Geschäftsschluss würde er auch noch hinter sich bringen. Versonnen strich er mit der Hand über den obersten Teppich eines großen Stapels. In den orientalischen Märchen konnte man mit manchen Teppichen fliegen. Mit dieser hübschen Idee hatte er schon manches Mädchen verführt. Es war seine Lieblingsmasche und sehr erfolgreich. Er erzählte von fliegenden Teppichen und ging dann mit dem Mädchen ins Teppichgeschäft. Natürlich nachts, wenn außer ihnen niemand da war. Sie vergnügten sich auf einem der weichen Teppichstapel, bis sie auf dem Höhepunkt der Lust das Gefühl hatten, auf einem Zauberteppich davonzufliegen. Aber viele von den modernen jungen Frauen hatten für seinen Geschmack viel zu wenig Fantasie, kannten kaum die alten Märchen. Nicht einmal das, nachdem er benannt war. Der Aladin aus dem Märchen fand eine Wunderlampe, die er nur reiben musste, um einen Geist hervorzuzaubern, der ihm alle Wünsche erfüllte. In einer psychologischen Märcheninterpretation hatte er einmal gelesen, dass die Lampe Symbol für den männlichen Zauberstab sei. Das fand er sehr logisch, und er genoss es fortan besonders, beim Spiel mit seiner „Wunderlampe“ in seinen Wunschvorstellungen zu schwelgen. Seine Traumfrau war ihm bisher noch nicht begegnet, vielleicht funktionierte das mit dem Wünschen ja doch nur im Märchen. Obwohl – er lächelte selbstbewusst in sich hinein - seine Chancen bei Frauen waren gigantisch, was vermutlich an seinem leicht orientalisch anmutenden Aussehen und seinem berüchtigten jugendlichen Charme lag. Er bekam jede, die er wollte, das konnte er mit Fug und Recht behaupten. Ein wenig selbstverliebt war er schon, zugegeben. Aladin sah sich nach einem Spiegel um. Ah, im Schaufenster würde er seiner eigenen Reflexion begegnen.

Ja, er sah sein eigenes Spiegelbild, aber er sah darüber hinaus auch das Bild eines schönen Mädchens, das sich von außen gegen das Schaufenster lehnte. Sie schien ganz in einer Träumerei oder vielleicht auch in der Betrachtung der Teppiche versunken zu sein. Mochte sie seine Teppiche? Würde sie gleich hereinkommen? Aladin wurde munter. Er musste etwas tun, damit sie nicht einfach weiterging. Schnell ging er zur Tür und machte sie auf. Das Klingeln der Türglöckchen ließ das Mädchen hochfahren.

Nadja erschrak von einem Klingeln. Jetzt hatte sie doch tatsächlich am helllichten Tag einen erotischen Traum gehabt. Mitten auf der Straße, sozusagen. Sie straffte sich. Märchenprinzen gab es in der Wirklichkeit leider nicht, ebenso wenig wie fliegende Teppiche. Oder etwa doch? Sie glaubte ihren Augen nicht zu trauen. Da stand doch im Eingang des Teppichgeschäftes ein junger Mann, der verblüffend wie ein Märchenprinz aussah.
„Möchten Sie nicht hereinkommen? Vielleicht finden Sie ja hier unter all den Teppichen im Laden einen, mit dem man fliegen kann.“
Nadja lachte über die gelungen Anmache. Er schien ihre Gedanken lesen zu können.
„Ich heiße Aladin.“
„Der mit der Wunderlampe? Aus dem Märchen?“ staunte Nadja.
„Kein Witz. Ich heiße wirklich so. Meine Eltern haben sich das ausgedacht.“
„Und sogar eine Wunderlampe haben Sie wirklich“, fand Nadja, leicht errötend wegen ihrer eigenen Vorwitzigkeit, aber dennoch schamlos auf die Beule in seiner Hose schauend. Jetzt ist es schon egal, dachte sie sich und fuhr fort: „Wenn man die Lampe reibt, kommt etwas daraus hervor. Zwar nicht gerade ein Geist, hier schwindelt das Märchen, aber doch etwas sehr Belebendes, das alle Wünsche erfüllt.“

         

 

 





 



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